Rückblick:
Eigentlich kann man es mit einem Wort zusammenfassen: Trump! Der US-Präsident beherrschte und beherrscht die Medien und liefert fast täglich Nachrichten, die die Kapitalmärkte im Ganzen oder einzelne Bereiche davon beeinflussen. Wir versuchen daher gar nicht, alle zu rekapitulieren, sondern treffen eine Auswahl: die Trump-Zölle stehen ganz vorne. Wie so häufig im Trumpschen Politik-Ansatz vermisst man Kohärenz in den angekündigten Maßnahmen, die wahren Ziele könn-ten wirtschaftliche oder politische sein, und sein Motto „erst zuschlagen, dann reden“ unterstreicht, dass er im Handstreich 80 Jahre westliche Nachkriegsordnung für eine sehr zweifelhafte Strategie aktiv zerstört. Nach seiner ersten Amtszeit waren die Schäden von Biden schnell zu reparieren, doch nach nur wenigen Wochen Trump muss man leider davon ausgehen, dass er dieses Mal langfristige, bleibende Spuren hinterlassen wird.
Positiv zu werten ist, dass Europa aufzuwachen scheint und weltweit eine große Bereitschaft zu erkennen ist, sich den Forderungen und Vorstellungen der USA nicht einfach unterzuordnen. Vielmehr konzentriert man sich auf die eigenen Stärken und erkennt, dass die Agenda Trumps dieses Mal eine andere ist. Die EU ist wirtschaftlich nicht unbedeutend, vor allem, wenn Deutschland aus seiner Starre erwachen würde. Entsprechend befürworten wir Maßnahmen wie das Aussetzen der Schuldenbremse – für Investitionen. Auch der zwischen CDU/CSU und SPD ausgehandelte Koalitionsvertrag beinhaltet immerhin eine Reihe wirtschaftsfreundlicher Passagen, die bei Umsetzung positive Wirkung haben sollten.
Die Zentralbanken in Euroland und USA gehen unterschiedliche Wege und werden dies wohl auch weiter tun: die US-FED setzte ihre Zinspause fort, während die EZB im März die Zinsen ein weiteres Mal senkte. Auch die Entwicklung der Aktienmärkte war sehr unterschiedlich: während nach dem starken Anstieg in 2024 und vor dem Hintergrund der irritierenden Trumpschen Wirtschafts-politik die US-Aktienmärkte im ersten Quartal – verstärkt durch einen schwachen US-Dollar – auf dem Rückzug waren, konnten europäische und vor allem deutsche Aktien zunächst vielfach deutlich zulegen.
Ausblick:
Die Anfang April durch Trump verkündeten massiven weltweiten Zölle haben die Kapitalmärkte zu Beginn des zweiten Quartals in große Unruhe versetzt. Angesichts der zuvor getätigten Aussagen und der in den Wochen zuvor von Trump verfolgten Zollstrategie war mit Zöllen zwar zu rechnen – allerdings nicht in diesem Umfang und der Höhe. Diese sind nicht reziprok, d.h. gleichen nicht die Zölle aus, die ein Land seinerseits für Importe aus den USA erhebt, sondern basieren auf einer im Wesentlichen frei erfundenen, den wahren Gegebenheiten wenig entsprechenden Formel. Eine durch diese Zollpolitik verursachte globale Rezession ist, trotz eines teilweisen Zurückruderns Trumps (90tägige Pause für einige Länder), sehr wahrscheinlich.
Ein Handelskrieg im Sinne „USA gegen den Rest der Welt“ ist aus unserer Sicht mit hohen Risiken für die USA verbunden. Wir hatten in früheren Schreiben schon darauf hingewiesen, dass eine isolationistische Politik andere Nationen und Wirtschaftsblöcke näher zusammenbringen könnte. Die Neuordnung der Weltwirtschaft, die Trump plant, kann Wirklichkeit werden – doch anders als gedacht. Wir erleben vielleicht den Anfang vom Ende der politischen wie wirtschaftlichen Hege-monie der USA. Das wird auch den Rest der Welt und Deutschland eine Zeit lang treffen, doch mit einem positiven Ausgang, denn die USA sind allein nicht so stark, wie Trump denken mag. Das Aussetzen der hohen Zölle für fast alle Länder dürfte beispielsweise die Folge einer vielleicht nicht leicht zu erkennenden, aber bemerkenswerten Niederlage sein: zuletzt stark steigende Zin-sen für US-Staatsanleihen haben massiven Druck auf die Regierung ausgeübt, denn die USA
finanzieren ihre Schulden über den Kapitalmarkt. Wenn dieser nicht mehr bereit ist, US-Staatsanleihen in ausreichendem Maße abzunehmen, wird es schnell eng. Liz Truss, die Kurzzeit-Premierministerin von Großbritannien, kann ein Lied davon singen. Die schnelle, massive Abwertung des US-Dollars ist ebenfalls ein Ausdruck von Schwäche.
Europa und damit auch Deutschland könnten zudem davon profitieren, dass das Handeln der Regierung Trump auf breiter Front zu Vertrauensverlusten führt und unser Kontinent von Investitionen profitieren kann: neben der erratischen Wirtschaftspolitik wird das Justizsystem unterwandert und die Kürzung von Geldern für Universitäten aus politischen Gründen kann langfristig Folgen für Forschung und Entwicklung haben. Vertrauen in die Stabilität und Berechenbarkeit eines Staates ist jedoch ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung, wo ein Unternehmen Investitionen mit einem Horizont von 10 bis 20 Jahren tätigt. Trumps Politik kann dahingehend auch das Ge-genteil von dem erreichen, was er sich vorstellt.
Prognosen sind in den letzten Wochen noch unsicherer geworden als sonst. Auf Aussagen zu der kurzfristigen Entwicklung einzelner Anlageklassen verzichten wir daher in diesem Schreiben.
Die aktuelle Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China (ein möglicher weiterer Grund für das Zurückrudern Trumps) ist ausschließlich negativ für das globale Wirtschaftswachstum. Der Kollateralschaden fällt schließlich umso größer aus, je länger der Konflikt sich fortsetzt. Allerdings: Ein Ende kann von den Parteien jederzeit gemeinsam herbeigeführt werden.
Ihr Veermaster Asset Management Team