Marktkommentar Q4-2024

Rückblick:

Ein erinnerungswürdiges Quartal liegt hinter uns. Donald Trump wird neuer US-Präsident und Friedrich Merz vermutlich neuer Bundeskanzler. Trump beeinflusst seit seiner Wahl bereits das Geschehen am Kapitalmarkt sowie die politischen Diskussionen. Nach einer starken ersten Reaktion der Börsen nach der Wahl ist zum Teil wieder Ernüchterung eingekehrt. Beispielsweise wurden neben den erwarteten positiven Effekten aus den Steuerplänen für kleine und mittlere US-Unternehmen auch die negativen Folgen einer weiter ausufernden, inflationsfördernden Wirtschafts- und Haushaltspolitik in Form von deutlich gestiegenen Zinsen bei langfristigen US-Staatsanleihen von den Marktakteuren verarbeitet.

Die Zentralbanken der USA und Europas haben auch im Dezember „geliefert“ und die Zinsen gesenkt. Die amerikanische FED hat im Nachgang allerdings klar gemacht, dass man angesichts der wirtschaftspolitischen Agenda Trumps die Zinsen weniger stark senken wird als zuvor angenommen. Vor dem Hintergrund nachhaltig guter US-Wirtschaftsdaten scheint eine restriktivere Zinspolitik auch angemessen. Europa dürfte angesichts der anhaltenden Schwäche einen anderen Weg gehen.

Aus China gab es immer wieder Signale, die schwächelnde Wirtschaft stabilisieren zu wollen, doch trotz einer Reihe von Maßnahmen scheinen diese in Summe wenig ökonomisch zu bewirken bzw. das Vertrauen in den Kapitalmarkt nachhaltig wieder zurückzubringen. Spannend dürften die Maßnahmen (Zoll- und Sicherheitspolitik etc.) der neuen US-Regierung gegenüber China sein, sowie entsprechende Gegenreaktionen.

Der Rückblick auf 2024 ist auf den ersten Blick positiv: die meisten Indizes in den USA und Europa konnten – teilweise deutlich – zulegen. Auch Edelmetalle, insbesondere Gold, und Anleihen haben sich positiv entwickelt. Doch ist dies nur die halbe Wahrheit: bei den einzelnen Unternehmenswerten gab es extreme Unterschiede in der Entwicklung: wenigen (sehr) stark gestiegenen Unternehmenswerten standen zahlreiche stark gefallene gegenüber:

  • Knapp 60% des Anstiegs des (wenig überraschend) 500 Unternehmen umfassenden S&P500 gehen auf die sieben größten Werte zurück, die sogenannten „Magnificent Seven“ (Microsoft, Nvidia, Apple, Alphabet, Tesla, Amazon und Meta) zurück.
  • Fast 40% des Anstiegs des DAX40 basieren auf dem etwa 70%igen Zugewinn von SAP.
  • Der schlechteste Wert im DAX 2024, die Bayer-Aktie, verlor über 42%, während die beste, Siemens Energy, 320% zulegen konnte.

 

Diese bemerkenswerten Unterschiede zeigen sich auch bei der Betrachtung von Indizes und Branchen. Konnte der DAX 2024 ca. 19% zulegen, kam der kleine Bruder MDAX auf einen Rückgang von fast -5%. Werte wie RWE/E.ON, Nestlé oder Deutsche Post bzw. DHL Group sowie Branchen wie Chemiewerte oder die deutschen Autobauer haben sich zwar negativ entwickelt, doch handelt es sich dabei keineswegs um schlechte Unternehmensmodelle. Die attraktive Bewertung nebst häufig ebenso attraktiver Dividende machen diese Aktien/Branchen zu Zielinvestments von Substanzinvestoren wie wir dies sind.

 

 

Ausblick:

Es bleibt komplex. Politisch, wirtschaftlich und kapitalmarktseitig – wir können, ohne ausschweifend zu werden, nur einige wenige Themen rausgreifen: Trump wird, allein aus seiner Geltungssucht, die Geo-Politik und globalen Kapitalmärkte 2025 regelmäßig mitbestimmen. Es ist möglich, aber angesichts einer anderen Ausgangssituation nicht ausgemacht, dass US-Aktien auch 2025 dominieren. Die geplante Steuersenkung sollte positiv wirken, doch die hohe Schuldenlast und Zinsen für Staatsanleihen von weit über 4% beschränken den Spielraum. Zölle können sich bei importabhängigen Unternehmen negativ auf die Gewinne, Immigrationsbeschränkungen bremsend auf den angespannten US-Arbeitsmarkt auswirken. Ein Faktor, den es am US-Aktienmarkt zu beobachten gilt, ist der Herdeneffekt: es wird gekauft, was gut läuft und gut besprochen ist. Der Trend zu ETFs verstärkt diese Entwicklung noch. Bewertungen, die in den USA insbesondere bei den kurstreibenden Werten historisch hoch sind, finden wenig Beachtung. Die Dominanz der sieben großen Technologieunternehmen nimmt mit ca. 34% Anteil am S&P500 mittlerweile extreme Ausmaße an.

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, die auch Chancen beinhalten. Die Neuwahlen in Deutschland bringen vermutlich eine wirtschaftspolitische Wende, die dringend gebraucht wird. Zumindest sind keine weiteren Belastungen zu erwarten. Ein Ende des Ukraine-Kriegs, wie ihn Trump anstrebt, wäre politisch und menschlich ein Segen und auch für die europäische Wirtschaft positiv. Unsicherheiten, die die Kapitalmärkte meiden, würden Chancen beispielsweise im Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Landes weichen. Zuletzt dürften positive Effekte auf die Aktienmärkte eher von der europäischen Zentralbank, denn der US-FED ausgehen.

In Europa ist an vielen Stellen die Stimmung noch schlechter als die Lage, beispielsweise in Bezug auf deutsche Autowerte. Wir sehen für zurückgebliebene Märkte, Branchen und Werte im Jahr 2025 Nachholpotential, insbesondere, wenn sich das Umfeld konjunkturell und/oder politisch stabilisiert. Natürlich bleibt Trump auch hier ein Faktor, doch Europa und Deutschland als seine größte Volkswirtschaft können mit den richtigen Maßnahmen eigenständig einiges erreichen.

 

Wir haben eine neutrale Sicht auf US-Anleihen und eine nur noch verhalten positive auf europäische Schuldtitel. Bei Aktieninvestitionen sehen wir erwähntes Aufholpotential, so dass wir weiterhin stark in Europa investiert sind, gleichzeitig aber auch attraktive Investments in den USA nutzen werden. Wir werden weiterhin Investitionen in Einzelwerte betreiben, aber auch breitere Index-/ETF-Investments einsetzen. Bei Rohstoffinvestments präferieren wir unverändert eher Industriemetalle bzw. Unternehmen aus diesem Sektor. Für Gold sehen wir nur geringes Potential. Der US-Dollar dürfte in den kommenden Monaten deutlich schwanken, eine klare Tendenz sehen wir nicht. Der Wechselkurs EUR/GBP leidet aktuell unter der Haushaltspolitik der neuen britischen Regierung – hier ist eine weitere Abschwächung des Pfunds möglich.

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