Rückblick:
Der Kapitalmarkt hat sich in der zweiten Hälfte des vierten Quartals sehr positiv entwickelt. Begann das finale Viertel des Jahres noch so, wie das dritte endete – mit fallenden Kursen am Aktien- und Rentenmarkt –, war der Endspurt umso beeindruckender. Der rasche Stimmungsumschwung wurde einmal mehr von den Zentralbanken und den Erwartungen des Marktes an die weitere Zinsentwicklung ausgelöst: sinkende Inflationsdaten in den USA und Europa sowie Aussagen von Zentralbanken, die erste Zinssenkungen im Laufe des kommenden Jahres in Aussicht stellten, führten zu einem sehr schnellen Zinsrückgang. In den USA und Europa fielen die Zinsen 10-jähriger Staatsanleihen innerhalb von nur zwei Monaten um 1% und mehr.
Die ökonomischen Daten brachten hingegen wenig Veränderung. Die unklare, eher negative Tendenz, insbesondere in Europa/Deutschland, blieb vielerorts bestehen. In den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, ist die Wirtschaft auch im vierten Quartal gewachsen. Die wirtschaftlichen Daten, beispielsweise vom Arbeitsmarkt, zeigen eher eine Normalisierung auf hohem Niveau, denn deutlich negative Tendenzen. Insgesamt hat der Kapitalmarkt zumindest aktuell die weltwirtschaftliche Situation, salopp gesagt, als gegeben hingenommen und die Zinsentwicklung als den entscheidenden Taktgeber ausgemacht.
Das Jahr war letztlich eine ziemliche Achterbahnfahrt an den Börsen. Es begann positiv und bekam dann einen zeitweiligen Dämpfer, als die US-Regionalbankenkrise ihre Kreise zog und in Europa das Ende der Credit Suisse besiegelte. Das Thema „künstliche Intelligenz“ brachte im Frühjahr die Technologiebörsen in Feierlaune und einen allgemeinen Stimmungsumschwung. Über den Sommer ging es mit größeren Schwankungen erst seitwärts, dann aufgrund zu guter Wirtschaftsdaten und stark steigender Zinsen kräftig bergab. Der Angriff der Hamas auf Israel Anfang Oktober brachte weiteren Abwärtsdruck in den Markt. Nach dem Ausbleiben einer größeren Eskalation des Nah-Ost-Konflikts kam es im November dann schließlich zu dem zuvor beschriebenen Stimmungswandel. Am Ende dieses Jahres heißt das Fazit: alle wesentlichen Anlageklassen – Aktien, Anleihen und Gold – und damit auch Ihr von uns betreutes Portfolio haben sich positiv entwickelt.
Ausblick:
So erfreulich die Entwicklung in den zurückliegenden Wochen war, scheint diese an einigen Stellen über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Der starke Rückgang der Zinsen in Europa und den USA basiert auf hohe Erwartungen an die Notenbanken. Es gilt, einen angemessenen Zins in dem Dreieck Inflation, wirtschaftliche Entwicklung und Kapitalmarktstabilität zu finden. Dieser Prozess birgt Enttäuschungspotential. Beispielsweise deutet ein Zinssatz von unter 2% für 10-jährige deutsche Bundesanleihen einerseits auf eine anhaltend fallende Inflationsrate und damit einhergehend sinkende Leitzinsen hin (positiv). Gleichzeitig lassen sich hieraus zurückhaltende Aussichten auf die wirtschaftliche Entwicklung herauslesen (negativ).
Die weltwirtschaftliche Entwicklung bleibt nach wie vor etwas im Nebel. Die USA scheinen wie erwähnt gut durch die Krise zu kommen – eine Rezession im kommenden Jahr ist aber immer noch im Bereich des Möglichen. Da im kommenden Jahr in den USA ein neuer Präsident gewählt wird, ist die wirtschaftliche Entwicklung von besonderer Bedeutung. Bei einer spürbaren Abschwächung dürfte es der aktuelle Amtsinhaber Joe Biden noch schwerer haben, die Wahl zu gewinnen. Europas Wirtschaft hatte Ende 2022, Anfang 2023 noch die Nase vorn, hat diese Position jedoch verloren, nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche Deutschlands. Diese hat viele Gründe, leider auch selbstverschuldete (z.B. die desolate Standortpolitik). Man darf hoffen, dass die Unternehmens-lenker unabhängig von staatlichen Störfeuern in dieser komplizierten Situation die richtigen Weichen stellen. Ein großes Sorgenkind ist und bleibt China, welches sich vom Motor zur Bremse der Weltwirtschaft entwickelt hat. Auch dies in weiten Teilen von politischer Seite initiiert. Obgleich die Staatsführung ausreichend Mittel hätte, eine Trendwende herbeizuführen, reichen die Signale und Entscheidungen derzeit nicht aus.
Für Anleiheinvestments sind wir für das erste Quartal neutral eingestellt, wir sehen eher wieder leicht steigende Zinsen als fallende. Die Leitzinsen sollten aber, wie allgemein erwartet, bis zum Jahresende in Europa und in den USA fallen. Entsprechend könnten Aktienmärkte im ersten Quartal wieder etwas von den Gewinnen abgeben, ohne aber in den nächsten Krisenmodus zu fallen. Marktbreite Investments scheinen weniger attraktiv als ausgewählte Segmente (beispielsweise Mid-Caps, also Unternehmen mit einer mittelhohen Marktkapitalisierung) und Sektoren (beispielsweise die stark gebeutelte deutsche Chemiebranche).
Bei Edelmetall- und Rohstoffinvestments präferieren wir aufgrund der globalen Investitionsanstrengungen (z.B. Umbau Energiesektor, E-Mobilität) und eines möglichen China-Comebacks eher Industriemetalle bzw. Unternehmen aus diesem Sektor. Für den US-Dollar erwarten wir auf dem erreichten Niveau keine nennenswerten Veränderungen zum Euro. Das britische Pfund sollte sich seitwärts/aufwärts zum Euro entwickeln. Der Schweizer Franken sollte sein Steigerungspotential ausgereizt haben. Sollte Europa wirtschaftlich positive Signale senden, könnte es wieder Richtung Parität gehen.
Ihr Veermaster Asset Management Team