Marktkommentar Q2-2023

Rückblick:

Die Bankenkrise fand zu Beginn des zweiten Quartals ihr vorläufiges Ende. Verlierer sind die Aktionäre der Banken, für die das Eingreifen von Aufsichtsbehörden und Zentralbanken zu spät kam, wobei das prominenteste Opfer dieser Verwerfungen die Credit Suisse war.

Im Fokus der Anleger stehen weiterhin die Inflations- und Zinsentwicklungen. Die amerikanische Notenbank FED hat zwei Gänge zurückgeschaltet, bleibt aber in der Inflationsbekämpfung unnachgiebig. Ein ähnliches Bild sehen wir in Europa. Die Erwartungen des Kapitalmarktes sind, dass der Höhepunkt der Zinsen langsam erreicht sein sollte. Schaut man sich die Zinssätze über die verschiedenen Laufzeiten an, so ist die sich daraus ergebene Zinsstrukturkurve stark invers, d.h. die kurz- und mittelfristigen Zinsen sind untypischerweise höher als die langfristigen Zinsen. Ein Signal, welches in der Vergangenheit Rezessionen treffsicher angekündigt hat. In Deutschland sind wir da bereits: Rein technisch betrachtet (mind. zwei Quartale negatives BIP-Wachstum hintereinander), befinden wir uns per Definition in einer Rezession. 

Die weltweiten Aktienmärkte haben sich im ersten Halbjahr 2023, vieler Probleme zum Trotz, überwiegend positiv entwickelt. Im Anleihebereich ist das Bild etwas differenzierter. Die Kursrückgänge des vergangenen Jahres wurden nur langsam wieder aufgeholt, während sich das Zinsniveau zum Teil weiter erhöhen konnte.

 

Ausblick:

Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich zuletzt etwas eingetrübt und die bekannten Stimmungsindikatoren, wie z.B. der ifo-Geschäftsklimaindex, bestätigen dies. So heißt es beispielsweise im Juni-Bericht 2023 des ifo-Instituts: „Die Erwartungen fielen deutlich pessimistischer aus. Die Unternehmen bewerteten zudem ihre aktuelle Lage schlechter. Vor allem die Schwäche der Industrie bringt die deutsche Konjunktur in schwieriges Fahrwasser.“ Ein gewichtiger Grund hierfür ist die nur schleppende wirtschaftliche Erholung Chinas nach Ende der Covid19-Restriktionen.

Die Inflationsraten sind zumeist weiterhin rückläufig, aber bis auf wenige Ausreißer immer noch zu hoch. Aufgrund der anhaltenden Normalisierung der Lieferketten wurden viele aufgeschobene Aufträge bereits abgearbeitet und die konjunkturbedingte Nachfrageschwäche trifft zunehmend auf Aktienmärkte, welche aus Bewertungsgesichtspunkten an Attraktivität verloren haben. Der US-Aktienmarkt ist aufgrund weniger, stark gestiegener Technologieaktien schon wieder recht ambitioniert bepreist, während der DAX und EuroStoxx im Vergleich fair bewertet sind.

Große mediale Aufmerksamkeit zog im zweiten Quartal auch das Thema künstliche Intelligenz (KI) auf sich. Wir betrachten diesen Trend als langfristige, positive technologische Weiterentwicklung. Kurzfristig sehen wir allerdings die Notwendigkeit, dass ein Teil der überzogenen Erwartungen wieder ausgepreist werden. Mithilfe von KI werden Unternehmen zukünftig ihre Produktivität weiter erhöhen können und deshalb wird am Ende dieser Entwicklung fast jedes Unternehmen KI-Anwendungen einsetzen. Aufgrund dessen wird zukünftig jeder Investor, wenn auch nur „über Bande“, in KI investiert sein und somit von diesem Trend profitieren. Dass die Börse bzw. ihre Marktteilnehmer versuchen, diese langfristige Entwicklung in kurzer Zeit in steigende Aktienkurse umzumünzen, dürfte hingegen in der Breite nicht nachhaltig sein.

Wir erwarten über den Sommer eher eine Seitwärts-/Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Für Anleiheinvestments sehen wir gute Chancen auf Sicht der nächsten 12 bis 24 Monate und werden unsere Investments, wo möglich und sinnvoll, weiter ausbauen. Edelmetallinvestments haben sich wie erwartet seitwärts entwickelt und so dürfte es auch erstmal ohne nennenswerte neue Impulse weitergehen. Für den US-Dollar gilt zunächst die gleiche Entwicklung. Das britische Pfund hat sich zuletzt positiv entwickelt, hier sehen wir, wie beim Schweizer Franken, auch keine große Dynamik für die kommenden Wochen.

 

Ihr Veermaster Asset Management Team

 

Teile diesen Artikel