Marktkommentar Q2-2022

Rückblick:

Der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen blieben und bleiben Einflussfaktor Nummer 1. Aufgrund der Länge des Krieges, der massiven Sanktionen und des unberechenbaren Verhaltens Russlands sind die Folgen für die Weltwirtschaft viel größer, als wir dies anfangs angenommen haben.

Der Konflikt kam zu einem Zeitpunkt, wo die Lieferkettenproblematik aus der Corona-Krise noch immer bestand und diese nochmals verstärkte, ebenso wie die Null-Covid-Strategie Chinas, durch die wichtige Wirtschaftszentren und Waren-Umschlagsplätze von der Welt abgeschnitten wurden. Russlands Ausfall als verlässlicher Rohstoff- und Energielieferant tat sein Übriges. In der Folge ist die Inflation weltweit stark angestiegen. Fast alle wichtigen Zentralbanken reagieren darauf mit Zinserhöhungen und einem prinzipiellen Strategieschwenk zu einer restriktiveren Geldpolitik. Dies wiederum führte, auch im langfristigen Bereich, zu schockartig ansteigenden Zinsen. Die 10-jährigen Bundesanleihen, welche vor drei Monaten noch ca. 0,8% Verzinsung aufwiesen, haben aktuell eine Rendite von etwa 1,5%.

Entsprechend negativ waren die Reaktionen der Aktienmärkte. Erfolgen Zinserhöhung schneller und stärker als erwartet, führt dies oftmals zu heftigen Marktreaktionen, da den Marktteilnehmern schlicht die Zeit fehlt, sich auf das neue Umfeld einzustellen. Der Jahresverlust beim DAX liegt zum 30.06. bei -19,5%, beim Eurostoxx50 bei -9,5% und beim S&P500 in US-Dollar gerechnet bei -20,6%. Und auch im Anleihebereich gab es Verluste, der Rentenindex REX P lag zum 30.06. bei 7,4% im Minus.

Wären die Umstände andere, würden wir eine Normalisierung des Zinsumfeldes und der Bewertungsansätze insbesondere im Technologie-Aktiensektor begrüßen, da wir seit Jahren die zu beobachtenden, durch das billige Geld bedingten exzessiven Preissteigerungen bei Tech-Aktien, aber auch Kryptowährungen bis hin zum Immobilienmarkt kritisch gesehen haben. Herausfordernd ist die Gesamtsituation deshalb, weil alles sehr schnell passiert und es keine Zeit gab und gibt, sich auf ein langsam veränderndes Umfeld einzustellen. Entsprechend groß ist die Unsicherheit und führt auch zu Neubewertungen von Aktien, die zuvor nicht überbewertet waren.

Ausblick:

Ein kurzfristiger Ausblick ist angesichts dieser Ausnahmesituation nur schwer möglich. Ein russischer Gasstopp ist aktuell das größte kurzfristige Risiko. In einem sich abzeichnenden Kriegsende läge hingegen die größte Chance. In diesem Spannungsfeld planen wir aktuell keine wesentlichen Veränderungen der Portfolios. Wir stehen zu den bestehenden Investitionen. Insgesamt sind die Bewertungen der Aktienmärkte und insbesondere auch von Substanzaktien, auf denen unser Schwerpunkt liegt, historisch günstig. Langfristig orientierte Investoren können daher positiv in die Zukunft schauen.

Wie in unserem vergangenen Quartalsbericht beschrieben, sehen wir die Inflation nicht als langfristiges Problem; es wird eine Normalisierung einsetzen. Die schwer zu beantwortende Frage ist, wann. Für Kapitalanleger wird eine niedrigere Inflation in Zusammenhang mit endlich wieder positiven Anleihezinsen auch Vorteile haben. Die Ära der „Strafzinsen“ geht zu Ende und wird wohl so schnell nicht – bestenfalls nie – wiederkommen.

Wir halten den Ausblick dieses Mal bewusst kurz; das Umfeld ist in ständiger Bewegung und die Geschehnisse der nächsten drei Monate auch nur zu erahnen, scheint uns ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Wir schauen bereits über die Krise hinaus und sind daher optimistisch für die Entwicklung der betreuten Portfolios.

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