Rückblick:
Die die Kapitalmärkte bestimmenden Themen sind unverändert die Geldpolitik, insbesondere die amerikanische, sowie der Ukraine-Krieg und dessen Folgen. Dazu gab es in den vergangenen drei Monaten eine Reihe weiterer Themen, die die Stimmung und das Umfeld nicht verbessert haben. Genannt seien die Wahlen in Italien, die mit einem Rechtsruck endeten und den ohnehin schon angeschlagenen Euroraum weiter schwächen. Auch der – vielfach als katastrophal und laienhaft bezeichnete – Konjunkturplan der neuen britischen Premierministerin ist eine Erwähnung wert, folgten darauf doch ein Absturz des Pfunds sowie eine Intervention der Bank of England, um die Situation zu stabilisieren.
Nach einer Phase der relativen Ruhe und Erholung zu Beginn des Quartals haben die Ausschläge aller Anlageklassen zum Ende wieder stark zugenommen. Der September hat seinem Ruf als historisch schlechter Aktienmonat alle Ehre gemacht; in der zweiten Monatshälfte ging es rasant bergab. Die großen Aktienindizes haben vielfach neue Jahrestiefs erreicht und lagen per 30.09. über 20% im negativen Bereich, der Dax beispielsweise bei fast -24%.
Ein ähnliches Bild zeigte sich am Anleihemarkt: dem Zinsanstieg im Juni folgte ein deutlicher Rückgang, deutsche Staatsanleihen mit 10jähriger Laufzeit wiesen wieder Renditen von 1% und darunter auf. Doch es folgte der nächste starke Anstieg, aktuell auf über 2%. Inflations- wird von Rezessionsangst abgelöst und umgekehrt. Die Zentralbanken, vorneweg die US-FED, reagierten und reagieren mit drastischen Zinsanhebungen.
Kurzfristige Prognosen sind derzeit weder für Aktien, noch Anleihen oder Devisen möglich. Letztere Anlageklasse brachte nicht nur die Parität des Euros zum US-Dollar und zum Schweizer Franken, sondern auch eine Abschwächung darüber hinaus. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Deutschlands Industrie ist von der aktuellen Energiekrise am stärksten betroffen, nachdem man in den Jahren und Jahrzehnten zuvor sehr vom billigen Gas aus Russland profitiert hat. Die auch hierauf basierende wirtschaftliche Stabilität stellte eine Stütze für den Euro dar, die nun an Stärke einbüßt. Zum anderen handelt es sich nicht nur um eine Euro-Schwäche, sondern zugleich um eine US-Dollar-Stärke. Noch zeigen die US-amerikanischen Wirtschaftsdaten – trotz der aggressiven US-Zinspolitik – keine nennenswerten Schwächen. Allerdings wirken Zinserhöhungen immer mit einer Verzögerung von mehreren Monaten, so dass dies nicht weiter verwunderlich ist.
Ausblick:
In derartigen Kapitalmarktsituationen ist es unserer Einschätzung nach wichtig, das große Bild und die Lehren aus der Vergangenheit nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu gehört, dass zwar jede schlechte Aktienphase ihre Besonderheiten hat, doch sich im Endergebnis die positiven Aspekte durchsetzen. Insgesamt sind die Bewertungen der Aktienmärkte und insbesondere auch von Substanzaktien günstig. Das Problem der Energiesicherheit ist ein großes, doch schaffen es Unternehmen, sich rasch an sich verändernde Marktbedingungen anzupassen. Im Falle der Umstellung der Energieversorgung wird dies nicht anders sein, wobei es bei diesem Ausmaß eine wichtige Aufgabe staatlicher Stellen ist, die Übergangszeit zu ermöglichen und zu finanzieren. Das Geld, was der Staat hierfür in die Hand nimmt, ist im besten Fall nicht verloren, sondern wird in die Stabilisierung der Wirtschaft investiert und damit auch in zukünftige Steuereinnahmen.
Des Weiteren gibt es erste Lichtblicke was die künftige Inflationsentwicklung betrifft. So sind die meisten Rohstoffpreise wieder gefallen, die Lieferketten entspannen sich und damit einhergehend fallen auch die Lieferkosten.Wir halten den Ausblick wiederum bewusst kurz, da das Umfeld, politisch wie wirtschaftlich, in ständiger Bewegung ist. Wir schauen nach wie vor optimistisch auf die zukünftige Entwicklung, die sich bestenfalls schon im aktuellen Quartal – historisch die performancestärksten Monate eines Börsenjahres – zeigen wird.